By Sergej M. Eisenstein
Eisenstein warfare nicht nur ein außergewöhnlich begabter Theater- und Filmregisseur, sondern auch ein phänomenaler Theoretiker und brillanter Erzähler. -Yo- ist die Summe und Quintessenz seines an -Empfindungen, Freuden und Schmerzen reichen Lebens-; diese autobiographischen Aufzeichnungen verbinden auf faszinierend vielschichtige Weise den individuellen -Roman der Persönlichkeit- mit dem gesellschaftlichen -Roman der Zeitepoche-.
Mehr als 350 Abbildungen dokumentieren sein Leben und sein Werk, wobei die zum Teil in Farbe wiedergegebenen Zeichnungen einen repräsentativen Querschnitt seines umfangreichen grafischen Schaffens darstellen.
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So und nicht anders wird man das, was man ist. Und falls sich jemand für das Endergebnis interessieren sollte, so wird er in diesen zerstreuten Aufzeichnungen auch darüber Aufschluß finden, wie sich der Prozeß vollzieht. 45 Wie sag ich's meinem Kinde Der Junge aus Rig!! (»Ein braves Kind«) Kein Bengel, kein Knabe, sondern eben einjunge. Einjunge von zwölfJahren. Ein gehorsamer, wohlerzogener Junge, der Dienerchen macht. Ein typischer Junge aus Riga. Einjunge aus guter Familie. Das war ich mit zwölfJahren.
Hält man also Liebe und Hunger für die mächtigsten Triebe, muß man doch rückschauend zu der Schlußfolgerung kommen, daß nicht sie es sind, die einen besonders starken Eindruck hinterlassen. Wahrscheinlich trifft das dann zu, wenn diese Gefühle endgültig überwunden sind. Deshalb wird hier von ihnen nicht viel die Rede sein. Noch weniger von schockierenden Details. Unmoralisch nenne ich diese Aufzeichnungen aus einem ganz andern Grunde. Sie sind nicht moralisierend. Sie verfolgen weder ein moralisches Ziel noch eine belehrende Absicht.
Irgendwo in diesem Ameisenhaufen bewege auch ich mich. Auf den Schultern kleine quadratische Lederpolster. In die Polster drücken sich die Enden der Brückenbohlen. Und in der angekurbelten Maschinerie die vorübereilenden Figuren, die heranfahrenden Pontons, die von Ponton zu Ponton geworfenen Balken, die Geländer, die aus Tauen wachsen - sich leicht und fröhlich wie ein Perpetuum mobile vom Ufer weg auf einem immer länger werdenden Weg, auf ein immer ferneres Brückenende zubewegen. Die vorgegebene Bauzeit, die in die Sekunden von Einzeloperationen zerfällt, langsame und schnelle, miteinander sich verzahnende und verflechtende.